Was bedeuten die Begriffe Zinswende, Leitzins und Notenbanken?

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Zinswende, Leitzins, Notenbanken? Behalten Sie den Überblick! Was dahinter steckt, dass seit der Zinswende im Juli 2022 die Zinsen wieder steigen und wieso es vielleicht schon in diesem Jahr eine erneute Zinswende geben könnte, lesen Sie hier.
Eine Münze wird in ein Sparschwein geworfen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit der Zinswende lohnen sich sicherheitsorientierte Anlageprodukte wieder mehr!
  • Sparziele, Sparraten und Sicherheitsbedürfnis sind individuell unterschiedlich – einige Grundregeln des Sparens sind allgemeingültig
  • Vorsicht vor dubiosen Angeboten – unsere Checkliste weiß, worauf Sie achten müssen.
  • Der Gang zur Bankberaterin kann schnell teuer werden: Vorsicht vor Provisionen und Eigeninteressen beim Vertrieb von Anlageprodukten!
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Gute Nachrichten für Sparer:innen: Seit der Zinswende im Juli 2022 steigen die Zinsen wieder. Viele klassische Sparprodukte werden so wieder interessant. In den vergangenen Jahren waren festverzinste Angebote wie Tagesgeldkonten, Sparbriefe, Festgeld oder auch Anleihen entweder fast vom Markt verschwunden oder zumindest ihrer Nützlichkeit beraubt. Denn aufgrund der niedrigen Zinsen gab es auf Einlagen dieser Konten beziehungsweise bei Investitionen in Anleihen kaum Rendite. So war in aller Regel nicht einmal ein Inflationsausgleich möglich. Wer das Geld auf einem dieser Konten oder sogar auf dem Girokonto parkte, erlebte einen laufenden Wertverlust, denn eine geringe Inflationsrate ist politisch erwünscht. Viele Menschen begannen deshalb damit, ihr Geld an der Börse und dort insbesondere in Aktien zu investieren. Nun hat sich das Blatt gewendet, denn mit den gestiegenen Zinsen lohnen die sicherheitsorientierten Anlageprodukte wieder. Doch es gibt einiges zu beachten.

Wofür sparen?

Es gibt viele gute Gründe, um zu sparen. Viele Menschen legen einen Notgroschen an für Ausgaben wie einen Schaden am Auto oder eine kaputte Waschmaschine. Vielleicht sparen Sie aber auch gezielt auf etwas hin, beispielsweise einen Urlaub, Möbel oder einen neuen Computer. Oder Sie haben langfristige Sparziele: Sie möchten etwa das Eigenkapital für ein Haus zusammensparen, Rücklagen bilden für die Ausbildung der Kinder oder für Pflegekosten im Alter.

Wie viel sparen?

Wofür Sie sparen, hängt von Ihrem persönlichen Bedarf ab. Ebenso individuell ist die Frage, wie viel Sie sparen können. Einige Grundlagen des Sparens gelten allerdings immer:

  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben. Ermitteln Sie, wie viel Sie monatlich oder jährlich sparen können. Hier kann ein Haushaltsbuch enorm hilfreich sein.
  • Sparen Sie zunächst einen Notgroschen an. Das ist eine Rücklage, die jederzeit verfügbar sein sollte. Damit können Sie für mindestens drei Monate alle Ihre Lebenshaltungskosten decken könnten oder unvorhersehbare Ausgaben stemmen.

Wo sparen?

Sparer:innen müssen zwischen Sicherheit, Verfügbarkeit und Gewinnen (Rendite) abwägen. Dabei gilt: Kurzfristige Verfügbarkeit sowie wenig Risiko bedeuten Abstriche bei der Gewinnerwartung. Viele klassische Sparprodukte eigenen sich daher nicht für den Vermögensaufbau, wohl aber für die Ansparphase und den sicheren Vermögenserhalt. Für den Vermögenserhalt sorgt der Zinssatz bei Sparprodukten, der in der Regel den Geldwertverlust durch die Inflation ausgleichen kann. Klassische Sparprodukte werfen in der Regel darüber hinaus keine hohen Renditen ab. Dafür gehen Sparer:innen damit aber auch keine Risiken ein, denn in der Regel handelt es sich dabei um Bankeinlagen. Dazu gehören das Tagesgeld, Festgeld und Sparbriefe.

Tagesgeld

Das Tagesgeldkonto eignet sich für Rücklagen, die kurzfristig verfügbar sein müssen, also beispielsweise für den Notgroschen oder Rücklagen für einen Urlaub. Das Konto heißt so, weil Sie dort jederzeit Geld ein- und auszahlen können. Es gibt also keine festgeschriebene Anlagezeit. Allerdings ist ein Tagesgeldkonto in der Regel mit nur einem Girokonto als Referenzkonto verknüpft. Das heißt, alle Ein- und Auszahlungen, die Sie bei Ihrem Tagesgeldkonto vornehmen, müssen über dieses Girokonto laufen. Das bedeutet: Das Tagesgeld ist kein Zahlungsverkehrskonto. Die Nebenkosten, Miete oder Einkäufe können Sie also nicht direkt von diesem Konto zahlen, sondern müssen das Geld zunächst auf das Referenzkonto überweisen.

Sind das Referenzkonto (Girokonto) und das Tagesgeldkonto bei derselben Bank angelegt und können Sie beides per Online-Banking verwalten, kann die Umbuchung schnell gehen. Sind die Konten bei verschiedenen Banken, kann eine Umbuchung wenige Werktage in Anspruch nehmen. Nicht alle Banken bieten aktuell marktgerechte Zinsen auf Tagesgeldkonten an. Einige Banken geben nur sehr niedrige Zinsen an ihre Kund:innen weiter. Es lohnt sich deshalb, vorab bei der Wahl des Tagesgeldkontos zu recherchieren. Hinweise auf seriöse Anbieter und marktgerechte Zinsen bietet etwa die Stiftung Warentest mit ihrer Zeitschrift "Finanztest" in einer aktuellen Studie.

Die Studie ist allerdings kostenpflichtig. So ermitteln Sie selbst, was die angegebenen Zinsen für Ihr Guthaben bedeuten: Die Bank gibt die Zinsen in Prozent und pro Jahr an. Beträgt der derzeitige Zins also zum Beispiel 2 Prozent pro Jahr, bekommen Sie für eine Ersparnis von 500 Euro 10 Euro Zinsen im Jahr. Der Nachteil beim Tagesgeld, etwa gegenüber dem Festgeld: Den Zinssatz kann die Bank jederzeit ändern. Die Zinsen berechnet sie täglich auf das aktuelle Guthaben. Die Gutschrift erfolgt anteilig entweder monatlich, alle drei Monate oder einmal pro Jahr. 

Festgeld und Sparbriefe

Das Festgeld und Sparbriefe eignen sich für Rücklagen, die für zukünftige Ausgaben bestimmt sind und gut planbar sind. Die Konten wird in der Fachsprache auch Termingeld genannt, denn Sie legen hier Ihr Geld für einen festen Zeitraum an, beispielsweise 1, 3, 5 oder 10 Jahre. Deshalb können Sie die Konten in der Regel nicht vorzeitig kündigen, Geld abheben oder zusätzliches Geld einzahlen. Da die Bank mit dieser Art von festen Einlagen gut planen kann, sind die Zinsen allerdings höher als bei flexiblen Konten wie dem Tagesgeldkonto. Der festgeschriebene Zinssatz verändert sich während der Laufzeit des Festgelds oder Sparbriefes nicht. Auch hier erfolgt die Berechnung des Zinses in Prozent der Einzahlung auf das Jahr.

Achtung vor dubiosen Angeboten!

Zinsen sind jedoch nicht alles. Einige Abzocker wollen sich an den rasant steigenden Zinsen bereichern und schalten dubiose Angebote online. Deshalb sollten Sie in jedem Fall genau recherchieren und im Zweifel lieber auf ein paar Prozentpunkte an Zinsen verzichten.

 

Folgende Informationen helfen Ihnen, sich im Dschungel von Geldanlagen zu orientieren:

Die Warnliste Geldanlage der Stiftung Warentest

  • führt unseriöse Firmen und Finanzprodukte. Die Liste hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit, daher sollten Sie in jedem Fall auch selbst weiterrecherchieren, wenn Sie ein Angebot dort nicht finden.
  • Hohe Zinsen können auch ein Zeichen für höheres Risiko sein. Prüfen Sie deshalb bei guten Angeboten: Ist die Bank in Deutschland oder einem europäischen Land mit gleichwertiger Einlagensicherung beheimatet?
  • Locken unbekannte Unternehmen mit sehr guten Zins-Angeboten und bekannten Partnerbanken? Rufen Sie die angegebene Bank an und erkundigen Sie sich, ob es die Kooperation wirklich gibt.
  • Ein Angebot ist zu gut, um wahr zu sein – jedenfalls besser als im marktüblichen Vergleich? Dahinter steckt wahrscheinlich eine Betrugsmasche, prüfen Sie hier besonders sorgfältig.
  • Die deutsche Finanzaufsicht listet in einer Datenbank alle Firmen, die in Deutschland Anlageprodukte anbieten dürfen. Finden Sie einen Anbieter hier nicht, ist er nicht genehmigt.

Gehen Sie außerdem so vor, wie Sie auch sonst überprüfen, ob sich hinter einem Angebot ein Fakeshop oder Fake News verbergen.

Anleihen

Rücklagen, die Sie erst einmal nicht kurzfristig verfügbar benötigen, können Sie in festverzinsliche Wertpapiere investieren, auch Anleihen genannt. Eine Anleihe kaufen Sie an der Börse und legen diese in ein Depot, wie bei Aktien und ETFs. Anders als bei Aktien sind Zinsen und Laufzeit bei Anleihen jedoch festgelegt, die zu erwartende Rendite ist also vorher bekannt. Auch bei Anleihen können Sie zwischen unterschiedlichen Laufzeiten zwischen einem und mehreren Jahren wählen.

Anleger:innen können das Risiko über die Auswahl des Anleihen-Ausgebers kontrollieren. An der Börse geben sowohl Unternehmen als auch öffentliche Stellen Anleihen aus. Diese versorgen sich so mit Geld für Investitionen. Prüfen Sie also genau, wem Sie ihr Geld leihen. Ist das Unternehmen oder die öffentliche Stelle langfristig zahlungsfähig? Besonders sicher sind Bundesanleihen der Bundesrepublik Deutschland. Dazu zählen alle Anleihen, die öffentliche Stellen in Deutschland ausgeben, also beispielsweise auch Anleihen der Bundesländer.

Achtung bei Lockangeboten und Angeboten mit Provision!

Manchmal kann es richtig kompliziert werden, sich im Dschungel der Angebote zurechtzufinden. Da scheint der Gang zu Bankberaterin naheliegend. Aber Achtung: Banken und andere Finanzinstitute haben gar nicht so selten ihre eigenen Provisionen im Auge als die Interessen der Kundinnen und Kunden.

Auch für die Altersvorsorge eigenen sich sichere Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbrief grundsätzlich. Oft sogar besser als Kapitallebens- und private Rentenversicherungen.

Darauf sollten Sie achten:

  • Achten Sie auf die Laufzeiten, so dass das Abbruchrisiko für die Sparer:innen nicht zu hoch ist.
  • Aufgrund hoher Kosten für den Vertrieb und die Verwaltung bei geringen vertraglich garantierten Zinsen der aktuellen Angebote ist die Rendite mager.
  • Ein hoher Anteil Ihres Ersparten dürfte bei diesen Versicherungen in die Verwaltungskosten fließen und nicht in Ihre Altersvorsorge oder Rücklage.

 

Allerdings gilt auch: Kündigen Sie bestehende Sparverträge und Versicherungsverträge nicht voreilig! Sollten Sie bereits einen Vertrag haben und unter Umständen mit Ihren Einzahlungen die Gebühren bereits geleistet haben, lohnt es sich, den Vertrag unabhängig prüfen zu lassen. Dazu gehen Sie am besten zu einer Honorarberatung oder den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen.

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