Das Wichtigste in Kürze:
- Stoppen Sie Wärmeverluste, die durch eine von innen nach außen durchgehende, ungedämmt Betondecke oder eine undichte Balkontür entstehen.
- Achten Sie darauf, dass Regenwasser außen auf dem Balkon vom Gebäude weg ungehindert abfließen kann.
- Erhöhen Sie den Komfort auf Ihrem Balkon, indem Sie die Türschwelle weitestgehend verringern lassen, um so mehr Bewegungsfläche zu schaffen.
Abreißen oder Sanieren?
Lohnt es sich, den alten Balkon zu sanieren? Oder ist es sinnvoller, ihn gleich ganz abzureißen? Die Antwort darauf hängt natürlich vom baulichen Zustand ab, aber auch von Ihren Wünschen an das "grüne Wohnzimmer". Diese Fragen helfen Ihnen bei der Entscheidung:
- Ist ein anderer Außensitz vorhanden und groß genug sowie barrierefrei?
- Lässt die Statik eine Sanierung zu?
- Benötigen Sie überhaupt einen Balkon?
- Wollen Sie Ihr Haus teilen und die obere Etage vermieten und so attraktiver gestalten?
Bedenken Sie auch: Bei einer Sanierung kommen für Dämmung, Abfluss, Boden, Geländer und Schönheitsreparaturen schnell hohe Kosten zusammen. Manchmal ist deshalb ein Abriss mit anschließendem Neubau sogar günstiger - am besten in Verbindung mit einer zuvor erfolgten Wärmedämmung der Fassade. Das bietet die Chance, einen neuen, vorgesetzten Balkon passend zu planen, damit dieser auf dem aktuellen Stand der Technik und dazu schwellenfrei und komfortabel ist.
Falls Sie den Balkon nach dem Abriss nicht ersetzen möchten, können Sie den Bezug nach draußen und damit Qualität und Attraktivität des Wohnraums erhalten, wenn Sie die alte Balkontür gegen eine neue, energieeffiziente austauschen. Erhalten Sie eine minimal nach außen versetzte Brüstung oder ein Geländer als Absturzsicherung. So sorgt Ihr neuer, sogenannter "französischer Balkon" weiterhin für viel natürliches Licht und frische Luft. Vor Ihrer Entscheidung sollten Sie sich am besten sachkundig beraten lassen.
11 Tipps für die Balkonsanierung
Ein Balkon soll möglichst viel Platz, Komfort und Sonnenschutz an warmen Tagen bieten. Was auf und unter einem Balkon- oder Terrassenvorbau passiert, sollten Sie aber auch an kühleren Tagen im Auge behalten. Denn aus energetischer Sicht kann das sonnige Zimmer im Freien eine Kehrseite haben. In Räumen unter einem ungedämmten Balkon drohen ohne Sanierungsmaßnahmen häufig Feuchtigkeit und Schimmelbefall, insbesondere in den Raumecken und an den Übergängen zwischen Decke und Wand. Außerdem geht durch eine durchgehende, ungedämmte Bodenplatte, Heizenergie verloren. Deshalb kommt es vor allem auf eine wärmetechnisch korrekte Abdichtung und einen gedämmten Anschluss an.
Diese 11 Tipps helfen Ihnen bei der Sanierung:
1. Bauen Sie der Wärme keine Brücke über die Geschossdecke
Die Balkonplatte ist in vielen Altbauten die Verlängerung einer Geschossdecke und damit eine Wärmebrücke, über die viel Heizenergie verloren geht. Dadurch entstehen im Innenraum kühle Stellen an Wänden und Decken in der Nähe des Balkons. An solchen Stellen kann leicht Schimmel entstehen. Stellen Sie solche Probleme fest, sollten Sie den Rat von Fachleuten einholen. In vielen Fällen hilft eine fachgerecht angebrachte Innendämmung oder Abdichtung und Dämmung der Balkonplatte.
2. Blockieren Sie Energieverluste mit einer neuen Balkontür
Nicht nur eine nach außen verlängerte Geschossdecke verschwendet Energie. Mit ihrer Glasfläche und undichten Stellen können auch eine alte Balkontür oder eine kombinierte Tür-Fensteranlage für Wärmeverluste verantwortlich sein. Eine neue, luftdicht eingebaute Tür und gegebenenfalls neue Fenster mit Wärmeschutzverglasung minimieren solche Energieverluste.
3. Steigern Sie Komfort und Sicherheit Ihres "luftigen Wohnzimmers"
Leicht bedienbare Balkontüren mit einer Breite von 90 bis 100 cm und einer möglichst schwellenfreien Bauweise ermöglichen Ihnen einen bequemen Durchgang ohne Stolperfalle. Um mehr Platz und Bewegungsfreiheit im Innenraum zu gewinnen, können Sie auch eine Schiebetür einbauen lassen, wenn der Ablauf des Regenwassers gesichert ist. Balkontüren der Sicherheitsklasse RC2 oder RC3, entsprechend sichere Verglasungen sowie ein technisch einwandfreier Einbau bieten außerdem einen guten Einbruchschutz.
4. Legen Sie Seenlandschaften auf dem Balkon trocken
Regenwasser, das sich auf dem Balkon staut, kann ins Mauerwerk einziehen. Außerdem kann Wasser, das gegen die Türöffnung drückt, in den Wohnraum eindringen und zu Schäden führen. Grundsätzlich muss der Bodenbelag des Balkons mit einem leichten Gefälle von 1,5 bis 2 Prozent vom Gebäude wegführen. Vor allem bei nicht überdachten Balkonen sollten dieses Gefälle sowie ein Ablaufrost unmittelbar vor der Balkontür dafür sorgen, dass Regenwasser, Hagel oder Schnee sicher abgeleitet werden.
5. Beseitigen Sie Stolperfallen am Balkonaustritt
Ein barrierefreier Balkonaustritt ist in einem Bestandsgebäude nicht immer umzusetzen. Wird der Bodenbelag auf die Höhe des unteren Türniveaus abgestimmt, kann das zumindest die Stolpergefahr verringern und den Komfort erhöhen. Achten Sie bei niveaugleichen Türrahmen unbedingt auf ein dicht schließendes System, einen technisch und handwerklich einwandfreien Einbau und darauf, dass Regenwasser sicher abgeleitet wird. Für die Sanierung im Bestand gibt es Komplettsysteme, bei denen die seitlichen Abdichtungen bereits mitgeliefert werden. Von innen können bei Bedarf mobile Rampen den Niveauunterschied ausgleichen und zum Beispiel den Zugang mit einem Rollator erleichtern.
6. Gestalten Sie Ein- und Ausblicke an der Balkonbrüstung
Eine Verkleidung des Balkongeländers schützt Sie vor unerwünschten Blicken. Dagegen gewähren Ihnen transparente Brüstungselemente an geeigneter Stelle einen Ausblick auf die Straße oder in den Garten. Das sollte ab einer Höhe von 60 cm auch im Sitzen möglich sein. Falls Sie den Balkonboden außen erhöhen, müssen Sie auch die Brüstungshöhe anpassen. Sie sollte mindestens 90 cm betragen, um Sie vor einem Sturz zu schützen.
7. Vergrößern Sie die Bewegungsfläche
Alte Balkone sind häufig lang und schmal, so dass sie nur wenig Bewegungsfläche bieten. Es gibt verschiedene technische Möglichkeiten, um die Balkonfläche zu vergrößern. Wird die Außenwand gedämmt, verringert sich die Fläche des Balkons. Bevor dieser technisch vergrößert werden soll, sollte zuerst geprüft werden, ob der Balkon an sich noch notwendig ist, zu einem "französischen" Balkon umgewandelt oder gleich durch eine neue, vorgesetzte Balkonkonstruktion ersetzt werden kann.
8. Denken Sie an die Fassadendämmung
Möchten Sie einen neuen Balkon an ein Haus ohne Fassadendämmung anbringen, sollten Sie eine spätere Dämmung gleich mit einplanen. Sonst entsteht unnötiger doppelter Aufwand. Zudem kann ein nachträglich angebrachter Wärmeschutz den Komfort und die Bewegungsfreiheit auf dem Balkon schnell wieder einschränken, wenn dadurch die Nutzfläche verkleinert wird. Bei der Verankerung eines neuen Balkons empfiehlt sich ein Haltesystem, das gut gedämmt ist und nur wenig Wärme durchleitet. Im Idealfall nehmen Sie die Projekte Balkon und Fassadendämmung gleichzeitig in Angriff.
9. Vermeiden Sie Hitzestau auf dem Balkon
Ein Bodenbelag aus Stein im "luftigen Wohnzimmer" heizt sich in einem hellen Farbton weniger auf als eine dunkle Oberfläche. Verzichten Sie aber lieber auf die Farbe Weiß, da sie gleichzeitig blendet. Helles Holz ist empfehlenswert, weil es sich nicht so stark aufheizt. Allerdings besteht bei einem Holzboden nach einem Regenschauer oder durch Laub schnell Rutschgefahr. Für den Hitzeschutz ist es vor allem wichtig, den Sitzbereich verschatten zu können. Daher sollte eine eine Vorrichtung für den Sonnenschutz immer mit geplant werden. Das kann ein hochgeführtes Gerüst mit Schienen sein, um Rollos über Kopf oder seitlich einzuhängen. Auch Halterungen für temporäre Sonnensegel oder eine berankte Pergola sind denkbar. Begrünte Hauswände strahlen weniger Wärme ab als beispielsweise verputzte oder verkleidete Hauswände. Eine hinterlüftete Begrünung verschattet effektiv die Hauswand und sorgt so für eine etwas geringere Aufheizung des Gebäudes. Denken Sie bei einer begrünten Wand aber auch daran, dass Sie diese eventuell bewässern müssen.
10. "Ernten" Sie Solarstrom
Auf dem Balkon können Sie nicht nur Tomaten, sondern auch Solarstrom "ernten". Das ist mit einem Steckersolar-Gerät möglich, das Sie nicht nur an die Balkonbrüstung montieren können - auch eine Konstruktion als feststehender Sonnenschutz ist denkbar. Nach der Montage, bei der die Himmelsrichtung zur optimalen Ausnutzung der Sonnenstrahlung berücksichtig werden sollte, müssen Sie das Gerät nur noch in eine geeignete Steckdose einstecken. Im einfachsten Fall in eine vorhandene Außensteckdose am Balkon. Dann erzeugen Sie aus Sonnenstrahlung elektrischen Strom, der aus dem Stecker-Solargerät beispielsweise zu Fernseher, Kühlschrank und Waschmaschine fließt, die an anderen Steckdosen in der Wohnung eingestöpselt sind. Aber Achtung: In Miet- und Eigentumswohnungen benötigen Sie i.d.R. die Zustimmung von Vermieter:in oder der Eigentumsgemeinschaft.
11. Prüfen Sie Fördermöglichkeiten
Fördermittel für Baumaßnahmen, welche die Energieeffizienz steigern, sind vielen bekannt. Wird der Balkon saniert, können solche Fördergelder ebenfalls genutzt werden. Darüber hinaus werden aber auch weitere sinnvolle Sanierungen gefördert, beispielsweise wenn mit einer Balkonsanierung Barrieren reduziert werden. Informieren Sie sich über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, bevor Sie die Balkonsanierung fachlich planen.
Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.
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