Fitnessmatten, Hanteln oder Bälle: Schadstoffe in Sportgeräten

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Nicht jede Produktinformation ist aussagekräftig und nicht jedes Fabrikat schadstoffarm: Laut einer europaweiten Untersuchung von 2021 enthielt jedes vierte Fitnessgerät besorgniserregende Substanzen.
Mehrere gestapelte yogamatten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Produkt sollte nicht auffällig riechen - der Geruch könnte ein Hinweis auf Schadstoffe sein.
  • Produkte aus Weich-PVC sind in der Vergangenheit in Tests oftmals durch Phthalat-Weichmacher und weitere gesundheitsschädliche Zusatzstoffe aufgefallen.
  • Auf "anti-bakterielle Ausstattung" sollte verzichtet werden.
  • Wem nicht nur Schadstofffreiheit, sondern auch gerechte Bezahlung am Herzen liegen, der kann bei dem Material Kautschuk auf das "Fair Rubber"-Siegel achten.
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Wer sich für Yoga oder Pilates eigene Sportgeräte anschaffen möchte, stößt auf eine riesige Auswahl - aber sind alle Produkte auch sinnvoll? Wer nur eine bequeme Unterlage für sein Workout benötigt, kann einfach weiche Decken benutzen. Auch spezielle Kissen und Gurte können durch ein gefaltetes Handtuch oder einen Schal leicht ersetzt werden. Wer aber wirklich eine rutschfeste Unterlage benötigt, kommt um die Anschaffung einer Matte kaum herum. Doch leider ist nicht jedes Fabrikat schadstoffarm und die Produktinformationen sind oft nicht aussagekräftig. Laut einer europaweiten Untersuchung von 82 Sportartikeln wie Bällen, Hanteln, Matten oder Springseilen im Rahmen des von der EU geförderten LIFE AskReach-Projektes 2021 enthielt jedes vierte Fitnessgerät besorgniserregende Substanzen.

Unsere Tipps für schadstoffbewusste Sportler:innen:

Keine Info - kein Kauf

Aus der Produktbeschreibung sollte klar hervorgehen, aus welchen Materialien die Matte oder das Fitnessequipment gefertigt ist. Wünschenswert sind auch Angaben zu Produktionsbedingungen und zu Schadstoffuntersuchungen. Siegel sind in diesem Bereich eher rar oder nicht umfassend genug. Auch das OEKO-TEX®-Siegel schließt Materialien wie PVC, Ersatzweichmacher oder antimikrobielle Ausrüstung nicht aus, die Rohstoffe müssen nicht aus ökologischem Anbau stammen. "Frei von XY"-Angaben sind oft wenig aussagekräftig, etwa wenn nur Stoffe genannt werden, die für das jeweilige Material überhaupt nicht relevant sind. Fitnesszubehör sollte zudem nur über identifizierbare Händler mit Sitz in der EU bestellt werden.

Schadstoffe manchmal am Geruch erkennbar

Bälle, Blöcke, Bänder, Hanteln und Matten sollten nicht auffällig riechen. Der Geruch kann ein Hinweis auf Schadstoffe sein.  Schmieröl- teerartiger oder mottenkugelähnlicher Geruch an den Griffen kann zum Beispiel ein Hinweis auf krebserregende PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) sein. In den Kunstoffteilen von Crosstrainern wie den Kappen der Handgriffe oder dem Plastik an den Pulsmessern wies die Stiftung Warentest 2022 krebserregende PAK  oder schädliche Phthalat-Weichmacher bei sechs von acht geprüften Modellen nach. Der Test von Heimtrainern/Ergometern fiel in Bezug auf Schadstoffe 2023 ähnlich schlecht aus.   Empfehlenswert ist, auf Trainingsgeräte mit dem GS-Zeichen zu achten. Diese werden auf die Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte geprüft.

Auch sechs von 16 Fitness- bzw. Yogamatten fielen 2023 beim Schadstofftest der Stiftung Warentest  auf. Nachgewiesen wurde der Weichmacher DEHP, der das Hormonsystem schädigen kann und wieder PAK sowie kurzkettige Chlorparaffine, die ebenfalls im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen.

 

Wer den begründeten Verdacht hat, dass ein Fitnessball oder eine Gymnastikmatte Schadstoffe enthält, kann diese der Lebensmittelüberwachung melden. Diese kann eine chemische Untersuchung von solchen Bedarfsgegenständen mit Hautkontakt veranlassen. Außerdem können Sie Händler oder Hersteller per App oder Musterbrief nach besonders besorgniserregenden Schadstoffen (SVHC) fragen.

Kein PVC

Yoga- oder Fitnessmatten bestehen häufig aus dem Kunststoff PVC. Auch Fitness-Bälle werden gerne aus diesem Material hergestellt. PVC wird erst durch Weichmacher elastisch, die nicht im Kunststoff bleiben, sondern nach und nach freigesetzt werden. Einige Phthalat-Weichmacher können das menschliche Hormonsystem stören. Aber auch bestimmte sogenannte Ersatzweichmacher werden vom Menschen aufgenommen, sind im Urin nachweisbar und können im Tierversuch in höheren Konzentrationen die Nieren schädigen. PVC ist in der Vergangenheit in Tests oftmals durch weitere gesundheitsschädliche Zusatzstoffe aufgefallen.

Ohne antibakterielle Ausstattung

Manche Hersteller rüsten ihre Produkte mit Silber oder anderen Substanzen aus, die gegen Mikroorganismen und Geruch wirken sollen. Leider müssen diese nur angegeben werden, wenn auch mit den bioziden Eigenschaften geworben wird. Die Substanzen belasten unnötig die Umwelt und manche sogar die Gesundheit, daher sollte darauf möglichst verzichtet werden. Das regelmäßige Säubern zur Pflege der Materialien wird zudem durch die chemische Ausrüstung nicht ersetzt.

Welches Material für die Matte?

  • TPE steht für thermoplastische Elastomere. Im Schadstofftest von Öko-Test 2019 schnitten Matten aus diesen aufgeschäumten Kunststoffen gut ab, denn sie haben den Vorteil, keine Weichmacher zu benötigen.
  • Für Kautschuk wird hingegen teilweise Regenwald abgeholzt, ebenso wie für Palmöl. Wem nicht nur Schadstofffreiheit, sondern auch gerechte Bezahlung am Herzen liegen, kann hier auf das "Fair Rubber"-Siegel achten. Auch Kautschukmatten sind nicht immer schadstoffarm. Häufig werden sie zwar mit "phthalatfrei" beworben, relevant sind hier aber eher Schadstoffe wie Nitrosamine, PAK oder allergieauslösende Latexproteine.
  • Korkmatten bestehen oft nicht zu 100 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff Kork, die Rückseite bildet eine aufgeschäumte TPE- oder Kautschukschicht.

Welches Material am besten geeignet ist, hängt davon ab, welche Anforderungen man an die Rutsch- und Zugfestigkeit der Matte stellt. In Bezug auf Schadstoffe bieten Testergebnisse von ÖKO-TEST, Stiftung Warentest, "Konsument" des österreichischen Vereins für Konsumenteninformation oder Prüfsiegel bei der Auswahl Orientierung.

Dieser Inhalt wurde von den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Hessen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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