App-Test »NoWaste - Lebensmittelliste«: Die digitale Speisekammer

Stand:
Fans von Listen und Tabellen, die noch dazu Wert auf Sparsamkeit und Klimaschutz legen, dürften mit der beliebten App "NoWaste" auf Ihre Kosten kommen. Aber ist das Management der eigenen Lebensmittelvorräte auch für weniger organisierte und umweltbewusste Nutzer:innen ein Vergnügen?
Schriftzug "No Waste" als Logo der gleichnamigen App

Namentlich erinnert NoWaste an die kürzlich auf dieser Seite getestete Zero Waste Map, doch unterschiedlicher könnten die beiden Apps kaum sein. Nicht Plastik und anderen Umverpackungen soll hier mit digitaler Unterstützung aus dem Wege gegangen werden, sondern der Verschwendung von Lebensmitteln. Dazu bietet NoWaste ein ausgeklügeltes Listen- und Trackingsystem an, das bei konsequentem Einsatz stets darüber informiert, welche Lebensmittel sich noch in Regal, Kühlschrank oder Eisschrank befinden und wie lange diese noch haltbar sind. Sowohl in der gratis Basic-Variante als auch in der kostenpflichtigen Pro-Version kann die App große und kleine Haushalte dabei unterstützen, die Entsorgung verdorbener und ungewollter Lebensmittel zu vermeiden. Und das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den eigenen Geldbeutel.

Off

Name: NoWaste - Lebensmittelliste
Anbieter: KH Creations IVS [Kasper Hjortsballe]  (www.nowasteapp.com)
Kategorie: Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS
Preis: kostenlos | kostenpflichtige Pro-Version ab 6,49€/Jahr
Links: Apple App Store

Auch in der Basic-Version datensicher

Zur Nutzung von NoWaste ist die die Registrierung per E-Mail erforderlich. Eine nachvollziehbare Entscheidung, sind doch auf diese Weise die (mühsam) erstellten Listen auch nach einem Smartphone-Wechsel auf dem neuen Gerät verfügbar. Auf eine Bestätigungs-Mail nach Abschluss des Registrierungsprozesses verzichtet der Anbieter leider. Angesichts der Downloadgröße von knapp 160 Megabytes stellte sich uns vor Aktivierung der App die Frage, was den hohen Speicherbedarf verursachen könnte. Aber schon die mit stylischen Videos unterlegte Erstellung des persönlichen Accounts beantwortete diese Frage. Außerdem enthält die App einige Video-Tutorials zum korrekten Einsatz von NoWaste. Eine eigenwillige Design-Entscheidung, denn zum einen sind fast alle Funktionen auch ohne Erklärvideo intuitiv verständlich, und zum anderen glänzt NoWaste in fast allen anderen Bereichen mit einem betont schlichten, aufs Notwendigste reduzierten Layout.

Um Tracker zu Marketingzwecken und werbliche Inhalte muss man sich bei Gebrauch der App keine Sorgen machen. Der dänische Anbieter schließt in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Weitergabe von Personendaten an Dritte - mit Ausnahme der anonymisierten Übermittlung an Google zwecks Analyse und Speicherung - aus. Stattdessen finanziert sich NoWaste durch eine kostenpflichtige Pro-Variante der nur für iOS-Geräte verfügbaren App. Für 6,49€ pro Jahr oder einmalig 29,99€ kann man auf einen erweiterten Funktionsumfang zugreifen. Dieser beinhaltet unter anderem eine unbegrenzte Listenanzahl, Erinnerungen per Pushnachrichten an ablaufende Lebensmittel, und einen Lebensmittel-Speicherplatz von maximal 5.000 Produkten (anstatt 500 Produkte in der Basic-Version). Aber auch in der kostenlosen Variante sind genug Features für das Lebensmittelmanagement in den meisten Haushalten enthalten.

Listenweise Lebensmittel

Spielspaß, grafische Spielereien und überraschende Inhalte sucht man in NoWaste vergebens. Abseits der Videoinhalte ist die App einzig und allein auf Effizienz getrimmt. Funktionen außerhalb der zentralen Erfassung des eigenen Lebensmittelbestands beschränken sich auf statistische Werte zur App-Nutzung in aller Welt, eine Topliste besonders klimabelastender Lebensmittel und Verweise auf den NoWaste-Onlineshop. Auch kann man digitale Münzen durch die kontinuierliche Nutzung der App verdienen. Deren Mehrwert ist allerdings gering und die Einbindung in die Kernfunktionen der App kaum erkennbar. Davon abgesehen wird die gesamte Aufmerksamkeit auf die Erstellung verschiedener Listen mit den im Haushalt befindlichen Lebensmitteln gelenkt.

Die App-Erfahrung beginnt mit einer großen Auswahl an generischen Produkten wie Milch, Brot, Nudeln, Fleisch und mehr, die man dem eigenen Bestand hinzufügen kann. Jedes Lebensmittel ist dabei mit einem Hinweis zur tatsächlichen, vom Mindesthaltbarkeitsdatum (kurz: MHD) abweichenden Haltbarkeit versehen: Laut NoWaste sei Butter durchschnittlich einen Monat länger essbar als es das MHD besage. Bei Weizenmehl seien es zwei, bei Marmelade gleich mehrere Monate. So weit, so nachvollziehbar. Nur die im Fall des Produkts "Bratwurst" gemachte Angabe von "+21 Tage" ist nicht nur irreführend, sondern im schlimmsten Falle gesundheitsgefährdend. Bei besonders leicht verderblichen, empfindlichen Lebensmittel wie beispielsweise Frischfleisch, ist nämlich Vorsicht geboten: Hier gilt nicht das MHD, das eine herstellerseitige Empfehlung zur Frist für den Verzehr ist, sondern das auf dem Produkt angegebene Verbrauchsdatum. Ungleich zum MHD, das je nach Lebensmittel nur eine vage Richtlinie zur tatsächlichen Haltbarkeit darstellt, ist beispielsweise industriell verpacktes Frischfleisch mit einem Verbrauchsdatum gekennzeichnet, nach dem das Produkt keinesfalls mehr verzehrt werden sollte. Glücklicherweise war die erwähnte Bratwurst der einzige Artikel in der NoWaste-Datenbank, der ein stark fehlerhaftes Verbrauchsdatum enthielt. In unserem stichprobenartigen Test waren alle anderen Frischfleischprodukte mit "+1 Tag" deklariert. Hier gilt stattdessen: Knapp daneben ist auch vorbei, denn selbst dies ist ein Tag zu viel. Ein leicht verderbliches Lebensmittel sollte nach Überschreiten des Verbrauchsdatums keinesfalls verzehrt werden.

[Hinweis zu einer Besonderheit der App: NoWaste verwendet in der deutschsprachigen Variante der von uns getesteten Version (v6.2.4 für iOS) "Verfallsdatum" als Übersetzung von "Expiration Date". In Deutschland wird dieser Begriff nur umgangssprachlich verwendet, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu bezeichnen. Offiziell spricht man vom Verfallsdatum aber nur in Zusammenhang mit der Haltbarkeit von Arzneimitteln. Hier wäre eine präzisere Übersetzung mit Mindesthaltbarkeit bzw. Verbrauchsdatum im Falle von leicht verderblichen Lebensmitteln seitens des Anbieters sinnvoller gewesen.]

Beispielhafte Screenshots der App NoWaste - Lebensmittelliste
Viele Markenprodukte erkennt der Barcode-Scanner von "NoWaste" korrekt (Abb.1). Anschließend können diese editiert werden (Abb.2). Die Bestandsliste von Lebensmitteln ist nach verschiedenen Kategorien sortier- und filterbar und wird mit dem virtuellen Einkaufskorb abgeglichen (Abb.3&4). (Quelle: Screenshots)

Scan as you can!

Markenartikel lassen sich durch die manuelle Eingabe per Eintippen oder einen Produktscanner ergänzen. Im Falle von Markenprodukten oder Discounter-Lebensmitteln funktionierte in unserem stichprobenartigen Test die Erkennung über den Barcode in circa der Hälfte der Fälle. Erkannten Produkten wird in der Regel eine Kategorie (Fleisch, Früchte, Gemüse, Getränke, Konserven, etc.) und ein Haltbarkeitsdatum zugeordnet. Erstere ist meist korrekt, die Haltbarkeit mussten wir mit einer Ausnahme stets nachbessern. Bei Bearbeiten des Listeneintrags können außerdem der genaue Aufbewahrungsort in Speisekammer, Kühlschrank oder Gefrierschrank, das Gewicht und die Menge des Lebensmittels angepasst werden. Hat man ein Produkt verzehrt oder musste es doch einmal entsorgt werden, markiert man dieses mit einem Häkchen markieren und löscht es von der Bestandsliste.

Unter dem Menüpunkt "Einkaufen" kann außerdem ein virtueller Warenkorb für den nächsten Besuch im Lebensmittelhandel gefüllt werden. NoWaste gleicht die hinzugefügten Produkte mit der Bestandsliste ab und versieht jeden Artikel im Warenkorb gegebenenfalls mit einem Hinweis, dass das Lebensmittel zuhause noch vorrätig ist. Besonders durchdacht erschien uns das Feature "Notwendigkeiten". Hier können Produkte gespeichert werden, die zur Grundversorgung des Haushalts gehören. Hat man diese verzehrt oder sind sie aus anderweitigen Gründen nicht mehr in der Bestandsliste, werden sie dem Einkaufskorb automatisch hinzugefügt.

Fazit

NoWaste ist ein praktischer Begleiter beim täglichen Management des eigenen Lebensmittelbestands. Insbesondere für größere Haushalte, beispielsweise Familien mit zwei oder mehr Kindern, und einer entsprechend hohen Fluktuation bei den Essensvorräten, ist die App eine große Hilfe. Ob mit ihr tatsächlich Einsparungen von rund 1.000€ jährlich und eine deutlich verbesserte Emissionsbilanz möglich sind, hängt letztendlich vom Ehrgeiz und der Akribie der einzelnen App-Nutzer:innen ab. Einige kostenpflichtige Premium-Funktionen wie die optionale Erinnerung an ablaufende Lebensmittel per Pushnachricht und der Zugriff auf eine erweitere Barcode-Datenbank hätten wir auch gerne in der Basisversion gesehen. Der jährliche Abo-Preis für NoWaste Pro erscheint uns angesichts der Qualität der App aber angemessen.

Handhabung4 Sterne
Spaß2 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.