Politik: Von der Lebensmittelverschwendung zur Wertschätzung

Stand:
2019 hat die Bundesregierung die „Nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung“ vorgestellt. Die Lebensmittelabfälle sollen bis 2030 halbiert werden. Dabei setzt die Politik allein auf Freiwilligkeit der Wirtschaft.
Lebensmittelverschwendung

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nach fast 10 Jahren Diskussion beschloss die Bundesregierung 2019 eine nationale Strategie gegen Lebensmittelabfälle.
  • Dialogforen der beteiligten Wirtschaftsbereiche sollen Abfalldaten und Lösungen bringen.
  • Vom Anbau bis zum Teller: Jedes Jahr entstehen 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland.
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10 Jahre Diskussion um Lebensmittelverschwendung

Fast zehn Jahre hat es gedauert: Seit 2010 wird das Thema Lebensmittelabfälle in der Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. 2012 haben die Fraktionen im Bundestag in einem gemeinsamen Antrag die wirksame Reduzierung von Lebensmittelabfällen angeregt. Erst im Februar 2019 hat die Bundesregierung aber die "Nationale Strategie zur Verringerung von Lebensmittelabfällen" beschlossen.

Damit sollen die Lebensmittelabfälle gemäß den Globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 halbiert werden.

Deutschland will Vorreiter beim Kampf gegen Lebensmittelabfälle werden. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen soll nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch circa 6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in Deutschland einsparen und damit einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Wie viele Lebensmittelabfälle fallen an?

In Deutschland fallen entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette – also vom Acker
bis zum Teller – rund 11 Tonnen Lebensmittelabfälle an.

Im Juni 2022 wurden diese aktuellen Erhebungen vom Statistischen Bundesamt im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamts an die EU-Kommission übermittelt. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Die entwickelte Methodik zur Datenerhebung stützt sich auf Vorgaben der EU-Kommission. Die insgesamt 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle in Deutschland teilen sich auf in:

  • 2 Prozent auf die Landwirtschaft (Primärproduktion),
  • 15 Prozent auf die Verarbeitung,
  • 7 Prozent auf den Handel,
  • 17 Prozent auf die Außer-Haus-Verpflegung und
  • 59 Prozent auf die privaten Haushalte.

Lebensmittelverschwendung zwischen Dialog und Freiwilligkeit 

Inzwischen gibt es viele Studien zu Lebensmittelabfällen. Dennoch bestehen noch erhebliche Datenlücken, zum Beispiel im Bereich der Lebensmittelverarbeitung. Das liegt auch daran, dass die Bundesregierung nur auf freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft setzt. 

In fünf Dialogforen erarbeiteten die beteiligten Wirtschaftsbereiche und Verbraucherorganisationen selbstverpflichtende Maßnahmen, um Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Vier Dialogforen sind inzwischen abgeschlossen. 

Anfang 2022 wurde die Kompetenzstelle Außer-Haus-Verpflegung (KAHV) gegründet, die Unternehmen für ihr Engagement gegen Abfälle durch ein Zertifikat auszeichnet. Die beteiligten Unternehmen erheben ihre Abfallmengen und übermitteln diese an die KAHV. Noch sind es eher wenige Unternehmen, die mit wirksamer Abfallreduzierung vorangehen. So beteiligten sich bis Ende 2024 in der Außer-Haus-Verpflegung 262 Betriebe und wurden durch die KAHV ausgezeichnet. 

Im Sommer 2023 unterzeichneten 14 Lebensmittelhandelketten mit dem Bundesernährungsministerium eine freiwillige Vereinbarung die Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Das Thünen Institut wertet jährlich die vom Handel übermittelten Informationen aus. Im November 2024 bescheinigte es dem Lebensmittelhandel eine Reduzierung der Lebensmittelabfälle um 24 Prozent. Einige Händler haben das für 2025 angestrebte Zwischenziel bereits erreicht. 

Das "Dialogforum Private Haushalte" wurde bis September 2026 verlängert. Es entwickelt vor allem eine App, wie man Abfälle in Haushalten vermeiden kann. Und weiterhin informiert die Initiative "Zu gut für die Tonne!" Verbraucher:innen über den Wert von Lebensmitteln, die Ursachen von Lebensmittelabfällen und Möglichkeiten, diese zu reduzieren. 

Es wird deutlich: Lebensmittelverschwendung geht die gesamte Wirtschaft vom Anbau bis zum Handel und auch alle Verbraucher:innen an. Um erfolgreich dagegen vorzugehen, bedarf es eines stärkeren Bewusstseins für das Problem der Lebensmittelabfälle sowohl in der Land- und Ernährungswirtschaft als auch in den Haushalten. Durch Informationen und Bildungsmaßnahmen kann mehr Wertschätzung für Lebensmittel geschaffen und der Verschwendung entgegengetreten werden.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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