Kettenbriefe verbreiten sich auf sozialen Medien, per Messenger-Dienst und per E-Mail. Einige versuchen Nutzerdaten abzugreifen. Löschen Sie diese unseriösen Nachrichten.
Foto:
Photographee.eu / stock.adobe.com
Das Wichtigste in Kürze:
- Kettenbriefe erkennen Sie daran, dass Sie dazu aufgerufen werden, die Nachricht mit Ihren Kontakten zu teilen.
- Häufig nutzen Betrüger Kettenbriefe, um mit Falschmeldungen Angst zu verbreiten, Ihnen kostenpflichtige Abos unterzuschieben oder Ihre Daten abzugreifen.
- Löschen Sie Kettenbriefe - auch die ungefährlichen -, ohne sie weiterzuleiten.
On
Ob im Messenger-Dienst, im sozialen Netzwerk oder per E-Mail: Kettenbriefe haben sich längst etabliert – enthalten ist etwa eine Warnung vor Betrug oder die Geschichte über eine Notlage mit Link zu einem Spendenprojekt. Besonders in der Weihnachtszeit oder zu anderen Festtagen verbreiten sich die unseriösen Spendenaufrufe im Internet.
Auch während der Corona-Pandemie sind Kettenbriefe im Umlauf. Die Verbraucherzentralen erhalten regelmäßig Hinweise auf unseriöse Kettenbriefe, zum Beispiel über unser Phishing-Radar. Wie bei Mimikama gemeldet verbreitete sich im Januar 2021 ein "FFP2-Kettenbrief", laut dem Betrüger Masken verteilen, die mit Betäubungsmitteln versetzt seien. Für einen Kettenbrief typisch, rief der Verfasser dazu auf, die Nachricht mit Bekannten zu teilen. Es handelte sich dabei um eine Falschmeldung, die in diesem Fall wohl vor allem verunsichern sollte. Andere Varianten des Kettenbriefes könnten Betrügern aber den Zugang zu Ihren Daten erleichtern.
Wie funktioniert ein Kettenbrief?
Kettenbriefe verwenden das sogenannte Pyramidensystem (manchmal auch Schneeballsystem genannt) und erzielen schnell eine große Reichweite, indem sie mit einer ständig wachsenden Anzahl von Kontakten geteilt werden. Das folgende Beispiel zeigt wie schnell so eine große Leserschaft erreicht werden kann
- Eine Nachricht wird ursprünglich an zehn Kontakte versendet und enthält den Aufruf sie an zehn weitere Kontakte weiterzuleiten.
- Die zehn Erstkontakte leiten die Nachricht weiter. Also 10x10 = 100 weitere Kontakte sind erreicht worden.
- Schon nach nur fünf Schritten kann die Nachricht rund 100.000 Leser erreichen.
Das Kettenbrief-System funktioniert deshalb so gut, weil die Verfasser ihre Aufforderungen oft mit mitleiderregenden Geschichten oder sogar Drohungen verknüpfen. Wenn Sie die Nachricht teilen, winken laut Verfasser angeblich Preise oder Gutscheine. In anderen Fällen drohen sie mit Geldverlust oder einem Computerabsturz. Besonders Drohungen sorgen für Verunsicherung. Kann ein Kettenbrief das System zum Abstürzen bringen? Kann durch einen empfangenen Kontakt ein Virus installiert werden?
Welche Kettenbriefe sind ungefährlich?
In den meisten Fällen müssen Sie sich wegen des Inhalts der Nachrichten keine Sorgen machen. Häufig möchten die Versender sich nur einen Spaß erlauben oder Ideen verbreiten. Diese ungefährlichen Varianten des Kettenbriefs verlangen meist nicht, dass der Nutzer auf einen Link klickt. Dazu gehören vor allem religiöse und politische Nachrichten, aber auch Spiele oder Veranstaltungen, die so organisiert werden.
Kettenbriefe erkennen
Werden Sie besonders bei Nachrichten wie den rot hinterlegten stutzig.
Bitte teilen! Ab dem 01.01.2022 fallen für die Nutzung dieses Services Gebühren in Höhe von 50 Cent pro Nachricht an.
Falschmeldung
Komm am Freitag um 10 Uhr mit grünem Hemd zum Marktplatz. Bitte mit so vielen teilen wie möglich.
Organisation einer Veranstaltung
Klicke hier, um 1.000 € zu gewinnen und teile diese Nachricht auch mit deinen Freunden, damit sie auch die Chance bekommen.
Kettenbrief mit Linkaufforderung
Sende diese Fragen an 5 weitere Personen, um zu erfahren wie gut sie dich kennen.
Spiel im Kettenbriefformat
Mit einer kleinen Spende an das untenstehende Konto können Sie XY das Leben retten. Bitte teilen!
Aufruf zur Spende
Wann sind Kettenbriefe gefährlich?
Sollen Sie im Kettenbrief auf einen Link klicken? Dann könnte es sich auch um Phishing, einen Angriff durch Schadsoftware oder einen Überlastungs-Angriff auf den Seitenbetreiber handeln.
Beim Phishing leiten Betrüger den Nutzer über den Link auf eine andere Seite weiter, die äußerlich oft einer bekannten Webseite nachempfunden ist. Hier sollen Sie dann Ihre Zugangsdaten eingeben. Die Betrüger greifen diese ab und können sie dann weiterverkaufen oder auf Ihre Kosten auf Einkaufstour gehen.
Auch einen Angriff durch Schadsoftware können Sie durch den Klick auf einen Link auslösen. Die Täter laden dann Schadsoftware auf Ihr Gerät, die sie für verschiedene kriminelle Zwecke nutzen können. Am häufigsten sind Trojaner wie beispielsweise Emotet, der sich verbreitet indem er Ihre E-Mails automatisiert beantwortet oder Online Banking Manipulationen vornimmt.
Der dritte Fall, der sogenannte Überlastungs-Angriff (fachsprachlich DoS für Denial-of-Service) gilt dem Seitenbetreiber des geöffneten Links. Schaffen die Täter es möglichst viele Nutzer zum Klick auf den Link zu bewegen, kann die Masse an Aufrufen zur Überlastung des Servers führen. Richtet sich dies etwa gegen einen Online-Shop besteht der Schaden des Seitenbetreibers darin, dass er keine Verkäufe über den Shop mehr tätigen kann.
Beinhaltet ein Kettenbrief einen Link oder ein Spendenkonto, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt.
Als Faustregel gilt: Klicken Sie nicht auf einen Link unbekannten Ursprungs.
Ohne Link, aber dennoch mit Vorsicht zu genießen, sind Falschmeldungen oder Spendenaufrufe, die Sie in Form von Kettenbriefen erreichen. Falschmeldungen verursachen zwar keinen direkten wirtschaftlichen Schaden, sie spielen jedoch mit dem Unwissen und den Ängsten des Empfängers und bringen diesen zur Weiterverbreitung unwahrer Behauptungen. Teilweise kann das Verschwörungstheorien befeuern und das Vertrauen in seriöse Nachrichtenkanäle erschüttern (Stichwort: Fake News).
Bei Spendenaufrufen wiederum sollen Sie Geld auf ein in der Nachricht genanntes Spendenkonto überweisen, das von den Betrügern verwaltet wird. Gleiches gilt für die sogenannten "Make Money Fast"-Nachrichten, in denen der Verfasser von seiner meist erfundenen Geschichte zum schnellen Geld berichtet. Anstatt eines Links beinhalten diese Nachrichten häufig den Aufruf, einer privaten Gruppe innerhalb des Messenger-Dienstes beizutreten, in der weitere Details bekannt gegeben werden. Auch hier soll im Anschluss Geld eingezahlt werden. Egal ob Spende oder Geldanlage: Haben die Betrüger Sie einmal zur Zahlung gebracht, wird es schwierig, das Geld zurückzufordern.
Der richtige Umgang mit Kettenbriefen
Ähnlich wie bei Phishing-E-Mails sollten Sie bei Kettenbriefen Vorsicht walten lassen. In der Kettenbrief-Kategorie von Mimikama können Sie derzeit bekannte Kettenbriefe finden und mit Ihrer erhaltenen Nachricht abgleichen. Das Phishing-Radar der Verbraucherzentrale informiert über bekannte, betrügerische E-Mails, die derzeit kursieren.
Beachten Sie generell folgende Grundsätze im Umgang mit Kettenbriefen:
- Berücksichtigen Sie beim Empfang eines E-Mail-Kettenbriefes die Sicherheitsmaßnahmen für Phishing.
- Klicken Sie nicht auf Links und laden Sie keine Anhänge oder Dateien herunter. Schadsoftware wird häufig installiert, wenn Sie in dieser Form aktiv werden.
- Geben Sie keine persönlichen Daten preis.
- Werden Sie dazu aufgefordert, die Nachricht an Ihre Kontakte weiterzuleiten, löschen Sie die Nachricht, ohne dies zu tun.
- Antworten Sie nicht auf die erhaltene Nachricht.
- Überweisen Sie kein Geld an unbekannte Konten – auch nicht an Spendenkonten. Sollten Sie spenden wollen, suchen Sie sich eine seriöse Organisation, um sicherzugehen, dass Ihr Geld für den richtigen Zweck verwendet wird.
- Werden Sie innerhalb eines Kettenbriefes bedroht, können Sie bei der Polizei Anzeige erstatten.
- Kennen Sie den Absender des Kettenbriefes, weisen Sie Ihren Bekannten auf die Risiken der Verbreitung solcher Nachrichten hin.
- Ist der Absender unbekannt, blockieren Sie ihn und melden Sie den Vorfall Ihrem Messenger-Dienst.
Sind Sie per Kettenbrief aufgefordert worden, Daten preis zu geben oder Geld zu überweisen?
Melden Sie uns verdächtige Vorfälle, damit wir auch andere Nutzer warnen können!
Zum Beschwerde-Formular
Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.