Erst kürzlich wies das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf das Risiko einer ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigung bei so scharfen Mutproben hin. "Besonders empfindlich reagieren Kinder auf scharfe Chili-Produkte. Es sind schwerwiegende Vergiftungen bei kleinen Kindern durch die Aufnahme von Chili-Zubereitungen in der internationalen Literatur beschrieben", erklärt das BfR.
Wie die Untersuchungen des Ministeriums ergaben, schwanken die Capsaicingehalte jedoch sehr stark. Somit ist nicht sicher, wie scharf der einzelne Chip wirklich ist. Laut BfR muss damit gerechnet werden, dass Mengen aufgenommen werden, die eine Magenschleimhaut-schädigende Wirkung haben.
Aktuelle Entwicklungen: Nicht alle Bundesländer haben reagiert
Anfang Oktober 2023 ließ das hessische Verbraucherschutzministerium den "Hot Chip" im Landeslabor überprüfen. Auffällig seien stark schwankende und teilweise extrem hohe Capsaicinwerte gewesen.
Auch die baden-württembergischen Lebensmittelüberwachungsbehörden ließen das Produkt überprüfen und kamen zu den gleichen Ergebnissen.
Im November wurden dann einzelne Chargen des "Hot Chips" von verschiedenen Händlern zurückgerufen. Einzelne Bundesländer reagierten mit einem chargenunabhängigen Verkaufsverbot.
In Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Hessen wurde der "Hot Chip" chargenunabhängig aus dem Verkehr gezogen. In einer Pressemitteilung des hessischen Verbraucherschutzministeriums hieß es dazu: "Es wurde ein Erlass zum Verbot des Inverkehrbringens aller Chargen der Hot Chips an die zuständigen kommunalen Veterinärbehörden in Hessen versendet. […] Nach verschiedenen Gutachten wurde das Produkt […] als nicht sicher beurteilt."
Im Sinne eines vorbeugenden Verbraucherschutzes wurde das Verkaufsverbot auf alle Chargen ausgeweitet. Aufgrund der stark schwankenden Capsaicinwerte ist davon auszugehen, dass es keine Charge gibt, die als sicher bewertet werden kann.
Dennoch befinden sich in den Bundesländern, die sich gegen ein Verkaufsverbot entschieden haben und in den Ländern, die dazu noch nichts unternommen haben, weiterhin "Hot-Chip"-Produkte in den Läden. Und das, obwohl sie nach Untersuchungen als gesundheitsschädlich und nicht sicher eingestuft wurden.
Im Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung können Betroffene das zurückgerufene Lebensmittel zusammen mit dem Kassenbon gegen ein einwandfreies Produkt umtauschen. Ist dies nicht möglich, können Sie Ihr Geld zurück verlangen.
Schärfe wird in Scoville angegeben
Der Schärfegrad von scharfen Produkten wird in der Einheit Scoville (Scoville Heat Units, SHU) angegeben. Über den Gesamtcapsaicingehalt lässt sich die Schärfe der Produkte analytisch bestimmen. Ein Milligramm Capsaicin pro Kilogramm entspricht dabei 16,1 Scoville.
Die angeblich schärfste Chilisorte der Welt soll die Carolina Reaper sein. Durchschnittlich kommt sie auf ca. 1.6 Millionen Scoville - das sind 99.400 Milligramm Capsaicin pro Kilogramm Schote: Ausreißer-Exemplare schafften es sogar auf 2,2 Millionen Scoville. Der "Hot Chip" enthält laut Herstellerangaben "einen hohen Anteil dieses Chilis". Im Vergleich dazu enthält Tabasco-Sauce beispielsweise 1.600 bis 5.000 Scoville und eine grüne Jalapeno-Chili (frisch) 2.500 bis 8.000 Scoville, also weitaus weniger.